Seit Jahrzehnten spielen die guten wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Stadt Willich und Japan eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Stadt. „Die Stadt Willich zählt zu einem der wichtigsten Zentren der japanischen Unternehmen in Europa und ist heute ein unentbehrlicher Bestandteil der freien Handelszone zwischen der Europäischen Union und Japan“, schreibt Yasuo Inadome, zunächst Geschäftsführer und heute Präsident des Japan-Club, in einem Beitrag für das Buch „50 Jahre Stadt Willich“ (Heimat- und Geschichtsfreunde Willich). Pluspunkte seien unter anderem die günstige Infrastruktur mit dem vorbildlichen Autobahn-Netz und die gute Chance, hoch qualifizierte Arbeitskräfte und Mitarbeiter zu gewinnen

1981 siedelte sich in dem neuen Gewerbegebiet Münchheide I als erstes japanisches Unternehmen die Firma Photex an, ein Tochter-Unternehmen von Fuji Film. Sehr schnell folgten weitere bedeutende Unternehmen, wie etwa Hitachi Power Tools (Elektrowerkzeuge), die Topcon Deutschland GmbH (Medizintechnik) oder 1992 Seiko Optical Europe. 1994 betrug die Zahl der in Münchheide ansässigen Unternehmen 33. Schon früh begannen die Neubürger aus Japan, sich zu vernetzen: Auf Initiative von Akira Okada, dem damaligen Geschäftsführer von Photex und Ehrenringträger der Stadt Willich (verstorben 2022) wurde 1984 der „Japan-Club Willich“ gegründet. Der Club hat sich zur Aufgabe gemacht, den Informationsaustausch zwischen den japanischen Firmen sowie zwischen Deutschen und Japanern zu fördern. „Akira Okada war in der japanischen Wirtschaft gut vernetzt und hat immer für Willich als Standort geworben“, erinnert sich Gerd Zenses, der 1985 die Position des Wirtschaftsförderers in der Willicher Verwaltung übernommen hatte. Gleichzeitig habe der Club das Ziel, die japanischen Unternehmen enger zusammen zu schließen.
1985 gab es die erste gemeinsame Weihnachtsfeier – damals zwischen der Grundstücksgesellschaft Willich (GSG) und dem Japan-Club. „Es entwickelte sich eine sehr enge Zusammenarbeit, die zu engen Freundschaften führte. Wir wollten die guten Verbindungen halten und ausbauen“, so Zenses. 1990 waren die damalige Bürgermeisterin Käthe Franke und er mit weiteren Willichern zu einem zweiwöchigen Besuch in Japan eingeladen, mit einem dichten Programm und der Erkenntnis, wie ernst die japanischen Partner die guten Beziehungen nahmen und wie wichtig diese für sie sind: „Das war wie ein Staatsempfang, wenn wir in ein Unternehmen kamen. Alle Mitarbeiter standen auf, unterbrachen die Arbeit und begrüßten uns“.


Bis heute legten die Japaner viel Wert darauf, Vertreter der Stadt in Japan zu begrüßen. Regelmäßig nehmen Vertreter des Japan-Clubs an den Schützenfesten in der Stadt teil, für den jeweiligen japanischen Generalkonsul in Düsseldorf sind Besuche in Willich eine Selbstverständlichkeit. Auch eine liebgewordene Tradition in den Beziehungen: Der damalige Bürgermeister Josef Heyes entwickelte die Idee, den japanischen Mitbürgern die Tradition des Spargel-Anbaus am Niederrhein nahe zu bringen: Er hatte mehrere Jahre lang die Mitglieder zur Spargelfahrt eingeladen, bei der verschiedene Bauernhöfe in Willich besucht werden. Diese Tradition hat im Juli vergangenen Jahres Bürgermeister Christian Pakusch zusammen mit seinem Vorgänger Heyes fortgesetzt – bei einem Besuch bei Möhren Brocker in Niederheide. In 2024 hatte die Wirtschaftsförderung einen Besuch bei dem Unternehmen„Spirit of Spice“ organisiert. Der Verein wolle den japanischen Landsleuten über solche Begegnungen die Vorzüge der Stadt vorstellen, so Inadome: „Willich ist die Stadt, auf die Willicher Japaner sehr stolz sind - eine Hauptstadt des Herzens.“
„Insgesamt gesehen hat der Japan-Club Willich viel dazu beigetragen, dass die Unternehmen sich in Willich ansiedelten und hier erfolgreich arbeiten konnten. Das hat der gesamten Stadt viele wirtschaftliche Vorteile gebracht, die der gesamten Bürgerschaft zugutegekommen sind“, fasst Gerd Zenses zusammen.
Vorläufig letzter Schritt in den guten Beziehungen ist der Abschluss einer Städtepartnerschaft mit der japanischen Stadt Marugame, die am 7. Juli 2023 in Willich offiziell unterzeichnet wurden. Damit wurde Marugame die vierte Partnerstadt Willichs. Zuvor hatte im Jahr 2022 eine Delegation mit Bürgermeister Christian Pakusch die Partnerstadt besucht. In diesem Jahr ist vorgesehen, dass im November eine Schüler-Gruppe des St. Bernhard Gymnasiums die Fujii-Gakuen-Schule in Marugame besucht. „Dafür setzen wir uns in diesem Jahr besonders ein. Der Besuch muss gründlich vorbereitet werden. Im April ist Kommunalwahl in Japan, danach können wir aktiv werden“, sagt Inadome. Außerdem sei er in Kontakt zu weiteren japanischen Unternehmen, die bislang noch keinen Sitz in Europa haben. Yasuo Inadome will sie für Willich gewinnen. Derzeit sind 34 japanische Unternehmen in Willich, die sich hier sehr wohlfühlen. NADIA JOPPEN