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Vital Du musst dich entscheiden

Von der Speisekarte über den Wahlzettel bis zur Frage „Bleiben oder gehen?“: Wir dürfen oder müssen entscheiden - aber können es oft nicht. Warum? Und was kann helfen?

Sie können sich nicht entscheiden? Dann fehlt Ihnen vielleicht nur der richtige Ansatz. FOTO: KLAUS-DIETMAR GABBERT/DPA-TMN

Ich kann mich einfach nicht entscheiden – das Gefühl kennt vermutlich jeder: Warum ist es manchmal so schwierig, eine Entscheidung zu treffen?

Eines vorweg: Zu denken, man hat einfach grundsätzlich Schwierigkeiten, sich zu entscheiden, ist Quatsch. Schließlich entscheiden wir alle uns jeden Tag immerzu: „Sie entscheiden, wenn Sie aus dem Haus gehen, ob Sie links oder rechts laufen. Sie entscheiden beim Einkaufen, welche Zahnpasta Sie nehmen“, sagt Tilmann Betsch, Professor für Sozial-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie an der Universität Erfurt. Der Unterschied ist, dass wir im Alltag viele Entscheidungen automatisiert treffen, weil wir Routinen und Rituale entwickelt haben. Wir merken gar nicht, dass wir grundsätzlich vor einer Entscheidung stehen – wir verhalten uns einfach.

Überforderung statt Unfähigkeit

Die Situationen, in denen es Menschen schwerfällt, sich zu entscheiden, sind häufig solche, in denen sie sich von den Optionen überfordert fühlen. Und Situationen, die selten vorkommen. Etwa: Trenne ich mich jetzt von meinem Partner? Oder: Welchen beruflichen Weg schlage ich jetzt ein? Das sind große Dinge oder Dinge, die uns zumindest groß vorkommen, sagt Tilmann Betsch. Wichtig: „Das liegt aber nicht daran, dass wir nicht die Fähigkeit haben, uns zu entscheiden, sondern daran, dass wir in dem Moment nicht wissen, was wir wollen.“ Es handelt sich also nicht um ein Entscheidungsproblem, sondern um ein Problem auf der Zielebene: Wenn man alle Aspekte gleich gewichtet, ist es sehr schwierig, eine Lösung zu finden – weil es die womöglich nicht gibt.

Was will ich eigentlich?

Wenn wir vor einer Entscheidung stehen, müssen wir uns also zunächst darüber klar werden, was wir wollen und was uns wie wichtig ist. Wer weiß, was er will, kann sich nämlich leichter entscheiden. Betsch nennt die Urlaubsplanung als Beispiel: Die erste Frage sei nicht, ob es ein Haus auf Madeira sein soll oder doch eher die Berge. „Besser wäre es, ein Bedürfnis zu erkennen“, so der Wissenschaftler. Etwa: Ich brauche Ruhe, ich will keine Menschen sehen. Diese Vororientierung, für die man in sich hineinhört und sich fragt, was einem wirklich wichtig ist, ist wesentlich für den Entscheidungsprozess. Eine Rangliste mit zwei bis drei wichtigen Punkten kann schon helfen.

Haben wir nun erkannt und definiert, was uns im Urlaub in welcher Priorität wichtig ist, können wir unsere Optionen etwa in einem Ausschlussverfahren nach Aspekten Schritt für Schritt verkleinern.

Die optimale Lösung gibt es fast nie

Eine ähnliche Vorgehensweise ist das Satisficing – aus dem Englischen von satisfy für „zufriedenstellen“ und suffice für „genügen“: Hier überlegt man sich, welche Merkmale etwa eine Urlaubsunterkunft haben soll, zum Beispiel Preis, Lage und Ausstattung. Dann wählt man die erste Option aus, die den Vorstellungen am meisten entspricht und unsere wichtigsten Bedürfnisse erfüllt. Anstatt mit viel Zeit und Energie nach einer „optimalen“ Lösung zu suchen, wird also die erstbeste gewählt. Denn die optimale Lösung gibt es womöglich gar nicht.

Wer kann mir helfen?

Zwar haben einige Menschen Schwierigkeiten zu erkennen und zu bestimmen, was ihnen wichtig ist, weil sie oft die Meinungen anderer im Kopf haben, sagt Tillmann Betsch. Genau das kann man aber auch für die Entscheidungsfindung nutzen, wenn man die richtigen Leute fragt. Etwa die Bedienung im Restaurant, was sie heute essen würde – immerhin kennt sie sich mit der Karte aus. Denn darauf kommt es an: die richtige Quelle. „Ratgeber brauchen wir immer. Wir wissen nicht alles selbst und können uns nicht über alles informieren.“ Nicht jede Quelle ist vertrauenswürdig oder geeignet. Zu den Grundlagen der Entscheidungskompetenz gehört daher neben der Fähigkeit zu priorisieren vor allem auch die Bewertung der Quelle. BETTINA LÜKE


Immer schön locker bleiben

Fünf gängige Rückenschmerz-Mythen im Check eines Neurochirurgen.

Ursachen für Rückenschmerzen gibt es ähnlich viele wie gute Ratschläge, diese zu verhindern. Doch welche Tipps eignen sich tatsächlich, um Beschwerden vorzubeugen? Neurochirurg Dr. Munther Sabarini deckt fünf gängige Mythen auf.

Mythos 1: Männer und Frauen haben gleich häufig Rückenschmerzen

„Falsch. Frauen leiden sogar häufiger an akuten Rückenschmerzen. Einen Unterschied gibt es außerdem, was den Ort des Schmerzes angeht: Während Frauen mehr über Nacken- und Schulterschmerzen klagen, liegt die Ursache bei Männern eher im Bereich der Lendenwirbel.“

Mythos 2: Ein starker Rücken kennt wenig Schmerz?

„Richtig. Um Rückenschmerzen zu bekämpfen oder vorzubeugen, gilt Sport als beste Medizin. Denn Bewegung stärkt die Bauch- sowie Rückenmuskulatur, was gleichzeitig die Wirbelsäule stabilisiert. Zudem werden die Bandscheiben bei regelmäßiger Be- und Entlastung ausreichend mit Flüssigkeit sowie Nährstoffen versorgt.“

Mythos 3: Auf die Haltung kommt es an

„Richtig. Denn eine einseitige, schiefe oder dauerhaft starre Haltung führt zu Fehlbelastungen und langfristigem Verschleiß. Wer sich hingegen aufrecht bewegt ohne dabei steif zu werden, entlastet Muskeln und Gelenke.“

Mythos 4: Meistens schmerzt der untere Rücken

„Richtig. Die Lendenwirbelsäule trägt einen Großteil des Körpergewichts, weshalb Schmerzen in diesem Bereich besonders häufig auftreten. Dabei klagen Patienten häufig über Schmerzen, die in die Beine ausstrahlen. Bei anhaltenden Beschwerden sollten Betroffenen unbedingt einen Experten hinzuziehen, um entsprechende Therapiemaßnahmen möglichst frühzeitig einzuleiten.“

Mythos 5: Ein Bandscheibenvorfall erfordert immer eine OP

„Falsch. Unter der Prämisse ,So viel wie nötig, so wenig wie möglich‘ beginnt die Behandlung in der Regel konservativ, etwa mit Physio- oder Schmerztherapie. Sollten die Beschwerden dennoch anhalten oder aber der Vorfall Nerven dauerhaft zu schädigen drohen, werden weitere Therapiemaßnahmen hinzugezogen. Dabei gelten heutzutage minimalinvasive Verfahren als vielversprechende Alternative zur traditionellen offenen Chirurgie.“ dpa/tmn