Was ist Deiner Meinung nach der Unterschied zwischen Christoph Roos’ Inszenierung und Deiner?
Ich glaube, wir sind viel mehr mit der Lupe unterwegs und schauen ganz präzise auf eine Figur, Königin Ginevra. Dabei versuchen wir, diese Figur in ihren Lebensphasen sehr genau nachzuvollziehen und zu verstehen.
Die Lupe kennt man als Instrument der Wissenschaft und der kriminalistischen Spurensuche.
Ja, wir suchen in Tankred Dorsts Merlin-Text nach Ginevra, die Königin ist und Ehefrau, Geliebte, die auch selbst eine Suchende ist. Wir schicken vier Schauspieler*innen, die alle Ginevra sind und auch weitere Rollen spielen, auf eine theatrale Spurensuche. Um Ginevra heute zum Leben zu erwecken, lassen wir neben Tankred Dorsts Merlin auch andere historische und zeitgenössische Texte einfließen.
Was ist für Dich der gegenwärtige Aspekt an diesem Projekt?
In Merlin geht es um die Christianisierung von Britannien, zumindest in späteren Varianten des Mythos tritt König Artus als christlicher König auf. Historisch war das natürlich eine große Umbruchszeit. Und wenn ich heute auf die politische Landschaft schaue, sehe ich, dass wir ebenfalls an einem Punkt stehen, wo vieles umgekrempelt und neu gedacht wird. Leider oft eher zum Schlechteren. Da ist es wahrscheinlich kein Zufall, dass uns dieses Thema der Zeitenwende und eines neuen Werte-Systems, dem wir in Merlin begegnen, heute brennend interessiert.
Warum gerade Ginevra?
Ginevra ist eine sehr einsame Figur. Sie weiß nicht, ob sie dem neuen oder dem alten Gesellschaftssystem trauen soll, ob sie mit Artus oder mit Lancelot zusammen sein soll oder ob sie vielleicht mit beiden zusammen sein könnte. Und es gibt niemanden in dieser männerdominierten Welt, mit dem sie diese Fragen erörtern könnte. Wir werden versuchen, ihr in Merlin feat. Ginevra diesen Raum zu geben.
MERLIN FEAT. GINEVRA
Nach Merlin oder Das wüste Land von Tankred Dorst Mitarbeit: Ursula Ehler
Inszenierung
Luis Liun Koch
Bühne
Karl Dietrich, Joel Tobias Winter
Kostüme
Lara Katarina Suppe
PREMIERE
Samstag, 10. Mai 2025 um 18.30 Uhr im Studio des Theaters Mönchengladbach
WEITERE VORSTELLUNGEN
14. (20 Uhr), 16. (18.30 Uhr) Mai, 7. (18.30 Uhr) Juni, 6. (16.30 Uhr), 8. (20 Uhr), 11.Juli (18.30 Uhr)