Der historische Ortskern in Xanten zieht jede Menge Besucher an. Die haben jetzt eine bekannte, runderneuerte Anlaufstation, um mitten in der Stadt bei einer Tasse Kaffee ein erbauliches Päuschen einzulegen. Dafür müssen Menschen, die in der Stadt wohnen oder arbeiten, einen etwas anderen Weg einschlagen, um sich beim angestammten Bäcker ihre Brötchen, ein frisches Brot oder ein Stück Kuchen zu holen. Das Bäckerei-Fachgeschäft Tebart hat nach mehr als einem halben Jahrhundert seinen Standort gewechselt. Nur unwesentlich. Es ist von einem Ende des Marktplatzes ans andere Ende umgezogen. Das alteingesessene Geschäft hat sich im Untergeschoss des ehemaligen Stadtcafés an der Ecke zur Fußgängerzone einladend eingerichtet – „für die nächsten 50 Jahre“, wie Nicola Tebart-Rosentreter, Geschäftsführerin der Handwerksbäckerei mit Hauptsitz im benachbarten Sonsbeck, sagt. Der Neustart war schon mal vielversprechend.
Der Grund für die Veränderung nach so langer Zeit war profan: Das alte Ladenlokal im Zentrum der Domstadt, das 1972 als eine der ersten Zweigstellen des Sonsbecker Handwerksbetriebes eröffnet und Ende der 90er-Jahre vergrößert worden war, war „in erster Linie für unser Team schlichtweg zu klein geworden“, so die Unternehmerin. „Aber am Markt haben wir uns immer wohlgefühlt.“ Als dann das Stadtcafé seine Pforten schloss, tat sich dann die Chance auf, sich räumlich auszudehnen, ohne sich allzu weit vom Wohlfühlort zu entfernen. Wil Swinkels, ein Unternehmer aus Sonsbeck, hatte die markante Immobilie im Sommer vorigen Jahres ersteigert.

Mit ihm als neuem Vermieter sind Nicola Tebart-Rosentreter und ihr Mann Dirk schnell einig geworden. Die Fenster wurden mit Brötchentüten zugeklebt, mit dem Jahreswechsel legten die Handwerker los. Was drinnen geschah, glich – von außen betrachtet – einer Wundertüte. Die gravierendste Veränderung: Die alte Treppe nach oben musste raus. Tebart wollte bodenständig bleiben. Der Café-Betrieb soll wichtiger, aber Beiwerk bleiben. „Wir sind und bleiben eine Bäckerei, Brot und Brötchen unsere Kernkompetenz“, sagt die Chefin über das Selbstverständnis an den inzwischen elf Tebart-Standorten in der Region. Inzwischen backt am neuen Standort ein nagelneuer Ofen mehrmals täglich frische Brötchen-Rohlinge aus der Sonsbecker Zentrale. Der Ofen steht da, wo einst die Treppe nach oben führte, und verströmt seinen appetitlichen Duft auf den Markt und in die Fußgängerzone. Brot wird weiter in Sonsbeck gebacken. „Brotbacken ist eine Wissenschaft für sich, die man nicht einfach auslagern kann“, so die Konditormeisterin voller Hochachtung vor der Bäckerzunft. Der Ofen der neuesten Generation glüht auf dem modernsten Stand der Technik. Er lässt sich digital aus der Ferne steuern, schaltet sich, wenn er gerade nicht gebraucht wird, von selbst ab und spart in der Summe eine Menge Energie. Das zahlt sich aus.
Der Umbau sei weitgehend reibungslos über die Bühne gegangen, auch wenn sich im tätigen Umgang mit dem betagten Gemäuer manch unliebsame Überraschung aufgetan habe, die von Grund auf behoben werden musste und so deutlich mehr Arbeit gemacht habe als anfänglich gedacht. Mit dem Baumanagement und der Gestaltung hatten die Tebarts die Ladenbauer von „H&B Auf die feine Art“ in Düsseldorf betraut, mit der sie schon häufig gut zusammengearbeitet haben. „Die haben wieder einen tollen Job gemacht“, sagt die Auftraggeberin zufrieden mit dem Ergebnis und der gewünscht hohen Qualität und zeitlosen Optik auf „deutlich mehr Raum“.
Davon können sich Xanten und seine Besucher seit Anfang April ein Bild machen. „Das Interesse in der Bauphase war riesig, die Vorfreude offenkundig groß“, erzählt die Bauherrin. Betreten kann man das neue Lokal, das nicht nur durch seine Größe deutlich mehr Präsenz verspricht, vom Markt aus. Dann steht man auf hellen Bäckerei-Fliesen vor der großen gläsernen Theke mit freiem Blick auf das gut gefüllte Regal mit Broten.
Hinter einer transparenten Wand aus Glaselementen findet man, optisch abgetrennt vom Schwarzbrot-Betrieb, das Café – klein aber fein. „Klassisch gemütlich“ mit 28 wertigen Sesseln aus Leder und Stoff an einem halben Dutzend Tischen, über denen Lampen aus feinen schwarzen Rohren Licht spenden. Der Fußboden ist dunkel gefliest – in Parkettoptik. Die Wände schmückt ein bläulich verfremdetes Pflanzenmotiv. Auch draußen kann man sitzen, zunächst an der Marktseite, später auch unter Dach und Heizstrahlern zur Fußgängerzone hin.
Zum Café oder Capuccino gibt’s kleine Gerichte auf Brotbasis wie einen Strammen Max beispielsweise. „Die Leute sollen bei uns in schöner Atmosphäre eine Stulle essen können“, so Nicola Tebart-Rosentreter.
Um den erwarteten Betrieb an der Brottheke und im kleinen Café in der touristisch attraktiven Altstadt zu bewältigen, ist das Xantener Tebart-Team um zwei auf elf Fachkräfte gewachsen. Die Öffnungszeiten sind vornehmlich an den Wochenenden ausgedehnt worden. Wer mit warmen Brötchen in den Tag starten möchte, wird am Marktplatz weiter gegen sechs Uhr in der Früh den warmen Duft aus dem Steinbackofen in der Nase haben. Nur am Sonntag duftet’s etwas später.
Öffnungszeiten Montags bis freitags öffnet die Bäckerei Tebart am neuen Standort an der Ecke Großer Markt / Marsstraße von 6.30 Uhr bis 18 Uhr, samstags von 6.30 Uhr bis 16 Uhr und sonntags von 8 Uhr bis 16 Uhr.
Weitere Infos unter: www.baeckerei-tebart.de