Wenn der Hoppeditz jedes Jahr am 11.11. um 11.11 Uhr erwacht und aus seinem Senftopf steigt, dann amtet die Düsseldorfer Narrenwelt hörbar auf: Es ist endlich wieder Karneval! Ein närrisches Leben ohne Hoppeditz? Undenkbar! Im Gegenteil. Düsseldorfs närrische Symbolfigur mit dem rot-weißen Kostüm und der Schelmenmütze soll künftig sogar eine größere Rolle in der Session spielen. Wie kann das konkret aussehen? Was soll, kann und darf der Hoppeditz künftig? Wirdaus ihm so etwas wie der Till in Mainz, der in der Bütt mit scharfer Zunge die Politik seziert? Gibt es künftig gar mehrere Hoppeditze, weil einer die vielen Termine gar nicht schafft? Und was bedeutet das für die Tradition und für die Zukunft des Düsseldorfer Karnevals? Ein närrisches Gespräch mit Tom Bauer, dem dienstältesten Hoppeditz, den das Comitee Düsseldorfer Carneval vorzuweisen hat - und den 2022 nicht einmal ein Trümmerbruch von seinem Auftritt im Senftopf abhalten konnte.
Herr Bauer, Sie verkörpern den Hoppeditz bereits seit 2007: Ist ein Leben ohne das rot-weiße Kostüm für Sie überhaupt noch denkbar?
Tom Bauer Ja (lacht)! Ich denke, irgendwann kommt die Einsicht, dass man in Turnschuhen und kurzen Hosen nicht mehr durch die Welt laufen muss. Es ist jetzt für mich noch nicht wirklich absehbar, aber irgendwann wird das eintreffen.
Wie oft hören Sie denn Sätze wie „Da kommt ja der Hoppeditz!“?
Tom Bauer Sehr häufig. Im Winter sicherlich häufiger als im Sommer. Aber generell hast du das natürlich als positiven Stempel.
Beim Hoppeditz denkt man vor allem ans Erwachen und an seine Verbrennung. Doch die beliebte Figur soll jetzt im Düsseldorfer Karneval präsenter werden. Was sagt denn der amtierende Hoppeditz dazu?
Tom Bauer Der Hoppeditz fährt auch in einem eigenen, kleinen Wagen im Rosenmontagszug mit. Begleitet wird der Wagen von der Hoppediz-Wache, das ist unsere Garde. Seit ein paar Jahren fährt auch der Kinder-Hoppeditz auf dem Wagen mit. Ansonsten war das in der Vergangenheit nicht so, dass der Hoppeditz häufig im Karneval vorkam. Mit der Wahl des neuen Präsidiums, insbesondere von Präsident Lothar Hörning, ist aber die Entscheidung getroffen worden, dem Hoppeditz mehr Raum zu geben und ihn dementsprechend auch häufiger als Galionsfigur des Düsseldorfer Karnevals zu präsentieren. Da wird jetzt häufiger was passieren.

Verraten Sie uns ein paar Details?
Tom Bauer In der Fernsehsitzung gab es schon einen Kurzauftritt der Figur, verkörpert durch Jan Philip Hilger, und er wird nochmal einen Auftritt zum 200-Jahr-Empfang des Comitees Düsseldorfer Carneval im Rathaus haben. Außerdem wird es eine überlebensgroße Figur geben, die öfter mal auftauchen wird. Insofern wird der Hoppeditz häufiger zu sehen sein, aber nicht unbedingt in Person von Tom Bauer, sondern eben als Figur. Denn letzten Endes ist es eine Figur, die ich am 11.11. oder auch an Rosenmontag verkörpere, aber die ist ja frei von Tom Bauer. Den Hoppeditz gab es vorher, und es wird ihn auch später geben. Insofern wird der Figur jetzt mehr Raum gegeben.
Gibt es auch Pläne, dass der Hopped itz künftig in die Bütt geht? Wie der Till in Mainz zum Beispiel, der messerscharf die aktuelle Politik seziert?
Tom Bauer Also, das mag sein. Ich für mich als Tom Bauer eher nicht.
Klingt aber insgesamt nach mehr Stress. Gibt es dann künftig mehrere Hoppeditze im Düsseldorfer Karneval?
Tom Bauer Das wird es höchstwahrscheinlich geben. Ich bin ja auch noch berufstätig und habe ein Unternehmen in Düsseldorf. Wir haben jetzt in Jan Philip Hilger jemanden gefunden, der Freude daran hat, den Part der Figur zu übernehmen, auch weil es bei mir vom Zeitfenster nicht immer passt. Was für mich auch sehr schön ist: Dadurch habe ich mehr Zeit und kann Veranstaltungen mehr genießen als mit Maske vorweg und hinten raus wieder abschminken. Ob der Hoppeditz auch in die Bütt geht, hat auch ein bisschen damit zu tun, wie das Comitee Düsseldorfer Carneval letzten Endes plant. Wenn das angedacht ist, dass der Hoppeditz mal irgendwo in der Bütt auftaucht, dann werde das vorerst sicher noch ich sein, zumindest, wenn es eine längere Rolle sein soll. Aber so kleinere Auftritte, die werden sicherlich auch anders organisiert werden können. Da muss ich nicht unbedingt dabei sein. Ich finde das sehr hilfreich. Und ich finde es insgesamt gut, dass der Rolle mehr Raum gegeben wird. Also insofern: Ich bin völlig d'accord mit allem.
Ist denn auch eine Hoppeditzin möglich? Oder ist das noch ein Tabu?
Tom Bauer Warum nicht? Es ist halt die Frage, wie sehr man das an das Männliche anlehnen will. In der Vergangenheit war es zumindest, was den erwachsenen Hoppeditz angeht, immer männlich geprägt. Das lag vielleicht aber auch dran, dass sich bisher einfach keine Frau in der Rolle gesehen hat. Irgendwann wird es die Situation geben, dass ich das nicht mehr mache. Dann wird es jemand Neues machen - und warum soll das nicht auch eine Frau sein, wenn sich da jemand bewirbt oder dafür fähig hält und das dann im Einklang mit dem Comitee darstellbar ist? Wir haben im Karneval sehr viele starke Persönlichkeiten und Präsidentinnen. Es gibt ja auch schon in einem Stadtteil eine weibliche Personals Hoppeditz, außerdem gab es mehrere Jahre einen weiblichen Kinder-Hoppeditz. Insofern: Es sind alle Optionen offen. Im Karneval ist alles möglich. So soll es ja auch im Karneval sein.
Was kann man denn vom Hoppeditz für die lange Zeit zwischen den Karnevalsessionen lernen?
Tom Bauer Ach Gott! Kein Blatt vor den Mund nehmen. Auch mal Fünfe gerade sein lassen. Und alles nicht so ernst nehmen.
Manfred Ruch stellte die Fragen.
HOPPEDITZE
Die Rolle des Düsseldorfer Erzschelms, der Politik und Gesellschaft den Spiegel vorhält und ihnen die Leviten liest, wird in Düsseldorf mit erstaunlicher Beständigkeit verkörpert. In den vergangenen 33 Jahren schlüpften nur drei Persönlichkeiten ins Hoppeditz-Kostüm: Hermann Schmitz, Jürgen Hilger und Tom Bauer.
KINDERHOPPEDITZ
Seit dem Jahr 2009 freuen sich die kleinsten Jecken (und mit ihnen auch die großen) auf das Erwachen des Kinderhoppeditz. In der Jubiläumssession hielt - schon zum vierten Mal - Kinderhoppeditz Niklas Wesche eine Rede auf der Bühne auf dem Stiftsplatz.