Bereits zur Zeit des Kurfürsten Jan Wellem, also zur Jahrhundertwende vom 17. ins 18. Jahrhundert, wurden am Düsseldorfer Hof insbesondere während der Karnevalszeit Maskenbälle nach venezianischem Vorbild gefeiert. Diese Bälle waren sehr beliebt und fanden beispielsweise in öffentlichen Einrichtungen statt, zudem gab es Veranstaltungen in Gaststätten mit musikalischer Unterhaltung. Ihre Fortsetzung fanden sie ab 1852 im traditionellen Kostüm- und Maskenball des Düsseldorfer Malkastens, der berühmten sogenannten Redoute ein gesellschaftlicher Höhepunkt des alljährlichen Karnevals und das Ereignis am Karnevalssamstag. Sogar die ersten organisierten Karnevalsumzüge standen in ihrer Bedeutung noch lange hinter der Redoute zurück - was für Köln die Rosenmontagszüge waren, repräsentierten nämlich in Düsseldorf diese prunkvollen Maskenbälle. „Die Redoute fand bis 1939 statt. Später, nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde die erste Redoute 1949 in der Rheinhalle ausgerichtet, 1950 dann im Ehrenhof, danach im Jacobihaus des Malkastens und später auch im Hentrichhaus. Zum letzten Mal hat sie 1992 stattgefunden“, sagt Sabine Schroyen, Leiterin des historischen Archivs des Künstlervereins Malkasten. Auch später fanden übrigens im Malkasten anlässlich des Karnevals immer wieder Veranstaltungen statt: So gab es beispielsweise noch 2009 einen Maskenempfang sowie in den Jahren 2011 bis 2013 und 2018 bis 2020 den Empfang des Prinzenpaars im Jacobihaus.

Prunkvolle Bälle bereichern den Düsseldorfer Karnevalauch heute noch
Wenn die Prinzengarde Rot-Weiss oder der Prinzenclub zu ihren alljährlich stattfindenden Bällen einladen, kommen Vereinsmitglieder und Stadtgesellschaft gern in Abendrobe und genießen die glamouröse Atmosphäre. Die Organisation und Durchführung großer Bälle sind heutzutage mit hohen Kosten verbunden, denn von Raummiete über Saaldekoration und Bühnenbild bis hin zur aufwendigen Technik ist man schnell bei einer mittleren bis hohen fünfstelligen Summe angelangt. Hinzu kommen dann die Gagen der Künstler, beispielsweise für eine gute Big Band, sowie die Gema-Gebühren. Über Eintrittsgelder sowie Sponsoren und Unterstützer lässt sich ein solcher Ball kaum noch finanzieren.

Die Kosten sind natürlich nicht nur für die Veranstalter hoch, auch die Gäste müssen für einen solchen Galaabend recht tief in die Tasche greifen. So liegt der Preis für eine Eintrittskarte zum Prinzenball bei 150 Euro. „Dazu kommen dann natürlich Speisen und Getränke, Taxikosten und vielleicht auch neue Garderobe - es können leicht um die 500 Euro pro Person zusammenkommen“, sagt Jobsi Driessen. Das, so der Präsident des Prinzenclubs, leiste sich kaum jemand mehrmals während einer Session.
Und so gibt es in Düsseldorf aktuell nur noch zwei große - allerdings stets gut besuchte - Bälle, nämlich den Ball International der Prinzengarde Rot-Weiss jeweils am Samstag vor dem ersten Advent sowie den Prinzenball, die sogenannte „Gala-Nacht der Prinzen“, im Januar. Der Ball International fand im vergangenen November zum 54. Mal statt, der Prinzenball wurde 1963 ins Leben gerufen - beide Bälle verfügen also über eine lange Tradition. Und bei beiden werden weniger Einzelkarten, sondern eher ganze Tische verkauft - die werden oft von langjährigen Ballbesuchern an ihre Kinder „vererbt“ oder auch von Unternehmen genutzt, um Geschäftsfreunde einzuladen. „Auch wenn wir mit unserem Ball einen fünfstelligen Verlust erwirtschaften, werden wir ihn auf keinen Fall sterben lassen“, sagt Dirk Kemmer überzeugt. Für den Präsidenten der Prinzengarde Rot-Weiss liegt die Schmerzgrenze bei 90 Euro pro Eintrittskarte - dafür gelingt es, auch jüngeres Publikum zu begeistern, das nach Mitternacht beim Ball International nicht mehr zu klassischer Tanzmusik, sondern zu Partymusik feiert. Wer sich also im Düsseldorfer Karneval mehr Prunk und Glamour wünscht, muss junge Leute dafür begeistern.

Auch Oliver Raths, Präsident der „Großen“, hat die Idee eines Balls weiterhin im Kopf, obwohl der von den drei Frackgesellschaften, also AVDK, Große Karnevalsgesellschaft und Weissfräcke, in den Jahren 2019, 2021 und 2022 veranstaltete Ball namens „Frackzauber“ nicht kostendeckend war, was allerdings auch an den Folgen der Corona-Pandemie lag. „Ich könnte mir durchaus einen kleinen, feinen Ball im Rheingoldsaal der Rheinterrassen vorstellen, ähnlich dem, den wir in der Session 2017/2018 organisiert hatten“, sagt er. Es käme natürlich auf die Konditionen an, so Raths weiter. Das könne in dem schönen Ambiente, mit einer guten Band und moderaten Eintrittspreisen, durchaus funktionieren, sagt Stefan Kleinehr. Der Eventexperte gibt allerdings zu bedenken, dass aus seiner Sicht junge Leute für Bälle nicht so leicht zu begeistern seien.
Auch bei der Prinzengarde Blau-Weiss, die über viele Jahre einen feierlichen Sitzungsball in ihrem Programm hatte, ist es nicht ausgeschlossen, wieder einmal einen Ball ins Leben zu rufen. „Der Gedanke ist da“, sagt Präsidentin Ute Heierz-Krings – und vielleicht gibt es ja sogar zum 99-jährigen Bestehen des Vereins im kommenden Jahr schon eine Gelegenheit. Mit der richtigen Idee, etwas Neues zu etablieren, und einem gut gewählten Termin könnte es also wieder mehr Bälle gebe. Vielleicht nennt man sie nicht unbedingt Bälle, sondern glamouröse Partys?
BEATE WERTHSCHULTE